Neugründung 1990

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Nachdem die spannende Wendezeit in der DDR zur Neugründung 1990 führte, feierte der Dresdner SC am Wochenende des 9. und 10. Juni 1990 mit einem zweitägigen großen Gründungsfest im Sportpark Ostragehege in Dresden seine Wiederauferstehung nach 45 Jahren.

Traditionslinie vom alten zum neuen DSC

Schlussvermerk unter der Nummer 243 (Dresdner Sport-Club e. V.) im VR des AG Dresden: "17. Oktober 1946: Der Verein wird auf Antrag des Polizeipräsidenten zu Dresden vom 22. August 1946 als der zuständigen Verwaltungsbehörde gemäß der Rundverfügung Nr. 216 der Landesverwaltung Sachsen – Justiz – IV J 3 A 60e/46 vom 23. Mai 1946 gelöscht. Zosel."

Doch zunächst ein ausführlicher Blick auf die Traditionslinie vom alten zum neuen DSC: Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 war sämtlichen deutschen Sportvereinen jegliche Betätigung verboten, denn als Mitglieder des Nationalsozialistischen Reichsbunds für Leibesübungen galten sie als nationalsozialistische Organisation. Am 30. Mai 1945 wurden die Dresdner Sportvereine durch die neue Stadtverwaltung Dresdens enteignet, am 30. Juni 1945 formal aufgelöst. Letzter Schritt war im Oktober 1946 die Löschung aller Dresdner Sportvereine aus dem Vereinsregister. Beim DSC erfolgte die Löschung am 17. Oktober 1946.

Die letzte bedeutende Partie der Fußballer des alten DSC fand am 31. Dezember 1944 statt: Mit einem 6:0 gegen den TV 1846 Meißen wurden die Rothemden Dresdner Bezirksmeister 1944/1945. Die für das Frühjahr 1945 geplante Endrunde der vier Bezirksmeister aus Chemnitz (Chemnitzer BC), Dresden, Leipzig (VfB Leipzig) und Zwickau (Planitzer SC) um die sächsische Gaumeisterschaft konnte wegen des Zweiten Weltkriegs nicht mehr ausgetragen werden. Der Sieger wäre für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert gewesen. Doch die reichsweiten Wettbewerbe im deutschen Sport wurden bereits zum 1. August 1944 unterbrochen, sodass keine Endrundenspiele mehr terminiert waren.

Öffentlicher Gründungsaufruf der SG Friedrichstadt vom 24. Juni 1945

An die Stelle der Sportvereine traten 1945 in der sowjetischen Besatzungszone zunächst an einen Ort oder Stadtteil gebundene Sportgruppen. Die SG Friedrichstadt wurde bereits am 24. Juni 1945, nur 47 Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als Nachfolgeorganisation der drei im Sportpark Ostragehege beheimateten Vereine Dresdner SC, ATV Dresden und Post-SG Dresden errichtet. Im diesbezüglichen öffentlichen Gründungsaufruf in der von der sowjetischen Militärverwaltung herausgegebenen Dresdner Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung hieß es: "Alle ehemaligen Mitglieder des Arbeiter-Turn- und Sportbundes – gemeint waren die Friedrichstädter Arbeitersportler bis 1933; mit Max Corty wurde einer von ihnen schließlich Leiter der SG Friedrichstadt –, Dresdner Sport-Clubs, Postsportvereins und ATV, welche weiterhin Sport betreiben wollen, werden hiermit aufgefordert, sich umgehend in die neuen Mitgliederlisten einzutragen, welche in der Zeit von 9 bis 18 Uhr im Kasino des ehemaligen DSC, Sportpark Ostragehege, ausliegen. Der nach neuen Grundsätzen aufgebaute Verein wird zunächst folgende Sportarten betreiben: 1. Turnen, 2. Fußball, 3. Handball, 4. Leichtathletik, 5. Ringen und Boxen, 6. Radfahren, 7. Wandern, 8. Schach." Zur Ergänzung sei noch erwähnt, dass der heutige DSC 1898 nur noch traditioneller Nachfolger des alten DSC und des ATV Dresden (gegründet 1843 als Dresdner TV) ist. Denn einer der drei Vorgängervereine der SG Friedrichstadt, der heutige Post-SV Dresden (gegründet 1925 als Post-SpVgg Dresden, ab 1934 Post-SV Dresden, ab 1940 Post-SG Dresden), verließ 1949 die SG Friedrichstadt und stellte sich als BSG Post Dresden auf dem Sportplatz an der Hebbelstraße in Cotta neu auf.

Nach den allseits bekannten politischen Machenschaften rund um die SG Friedrichstadt wurde diese im Frühjahr 1950 zur Selbstauflösung gezwungen. Der Versuch einer Neugründung als Dresdner Sport-Centrum Eisenbahn wurde unterbunden. Eigentlich sollte sich die SG Friedrichstadt komplett der BSG VVB Tabak Dresden anschließen, doch die Sportler der SG Friedrichstadt zogen es vor, sich im April und Mai 1950 mehrheitlich der nächstgelegenen Sportgemeinschaft SG Mickten (gegründet am 30. Januar 1946, Ende April 1946 Übernahme der SG Pieschen, die Ende Mai 1945 gegründet wurde) anzuschließen, die sich wiederum am 1. Mai 1950 der BSG Sachsenverlag Dresden (gegründet am 24. August 1948, am 11. Januar 1951 umbenannt in BSG Rotation Dresden) anschließen musste. Eine größere Ausnahme hiervon war jedoch die etwa 40 Mitglieder zählende Abteilung Hockey, die bei einer Versammlung im Sportcasino am 7. Mai 1950 den Beitritt zur BSG Reichsbahn Dresden (ab 17. Juni 1950 BSG Lokomotive Dresden, seit 26. Oktober 1990 Eisenbahner-SV Dresden) zum 1. Juni 1950 beschloss.

Die 1. Fußballmannschaft der SG Friedrichstadt hingegen ging, nachdem drei Freundschaftsspiele zum Saisonende unter dem Namen BSG VVB Tabak Dresden absolviert werden mussten, nahezu geschlossen in das politische Exil nach West-Berlin. Dort fand am 7. Juni 1950 das für 40 Jahre lang letzte Spiel als Dresdner SC statt: Gegen Hertha BSC wurde vor 5.000 Zuschauern mit 4:2 gewonnen. Im direkten Anschluss an dieses Benefizspiel, dessen Einnahmen komplett den als politisch anerkannte Flüchtlinge geltenden Ex-Spielern der SG Friedrichstadt zu Gute kamen, erfolgte die offizielle Gründung der Spielgemeinschaft Hertha BSC/DSC, welche zwei Tage später auch öffentlich bekanntgegeben wurde. Zum 1. Juli 1951 wechselte der Großteil der Dresdner Spieler als eigenständige Abteilung Dresdner SC zur TSG Heidelberg 1878. Am 30. April 1952 zum 54. Stiftungsfest des DSC machte sich der Dresdner SC in der TSG Heidelberg 1878 schließlich als Dresdner SC Heidelberg selbstständig. Der DSC Heidelberg wiederum fusionierte am 28. Juni 1968 mit der Freien Turnerschaft Heidelberg zum Heidelberger SC, der noch heute den 30. April 1898 als Gründungsdatum seiner Abteilung Fußball angibt. Die alten Dresdner im Heidelberger SC schlossen sich nach der Wende symbolisch wieder dem neuen Dresdner SC an.

In Dresden erlebte die Idee eines großen Sportclubs, wie es bis 1945 die Nachbarvereine Dresdner SC und ATV Dresden waren, eine Renaissance, als am 21. November 1954 der SC Einheit Dresden gegründet wurde. Wenn natürlich auch unter komplett anderen gesellschaftlichen Bedingungen. Als Abteilung (nun Sektion) Fußball wurde der Leistungsbereich der BSG Rotation Dresden dem SC Einheit angegliedert. Diese Sektion Fußball, der DDR-Pokalsieger von 1958, wurde mit all ihren 16 Fußballmannschaften aufgrund eines DTSB-Beschlusses am 6. Januar 1966 als FSV Lokomotive Dresden aus dem SC Einheit ausgegliedert. Weitere Sektionen im neuen SCE waren Fechten, Handball, Kegeln, Leichtathletik, Rudern, Schach, Schwimmen, Tischtennis, Turnen, Wasserball und Wasserspringen. In späteren Jahren kamen noch Bergsteigen, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Gewichtheben und Kanu hinzu.

Neugründung 1990

DSC-Vereinslogo bis zum 27. November 2014

Im Zuge der politischen Wende in der DDR konnte am 31. März 1990 die Neugründung des DSC zunächst als Interessengemeinschaft vorgenommen werden. Der Clubvorstand des SC Einheit Dresden beschloss in seiner Vorstandssitzung am 19. April 1990 schließlich die Umwandlung in einen eingetragenen Verein und die Umbenennung des Sportclub Einheit Dresden in Dresdner Sportclub 1898 e. V. durch Annahme einer entsprechenden Vereinssatzung. Die zehn Abteilungen des neuen DSC waren vorerst Fechten, Gewichtheben, Kanu, Leichtathletik, Rudern, Schwimmen, Turnen und Wasserspringen sowie neu Radsport und Volleyball. Die Gründung der Abteilung Volleyball wurde erst in dieser Sitzung auf Antrag des Vorstands des Deutschen Sportverbandes Volleyball der DDR (DSVB) beschlossen. Somit war es nun endlich möglich, das schon seit 1968 ersehnte Leistungszentrum für Frauen-Volleyball auch in Dresden aufzubauen. Bedingt durch die Auflösung einiger Mannschaften durfte das neue Dresdner Team 1990/1991 als fünftes DDR-Leistungssportzentrum für Volleyball auf Anhieb in der nur noch aus sieben Vereinen bestehenden DDR-Oberliga, später Oberliga Ost, starten.

Nicht mehr dabei waren schon seit 1989 Eiskunstlauf und Eisschnelllauf. Denn infolge eines DTSB-Beschlusses wurden noch vor dem Mauerfall in den DDR-Sportclubs die Sommer- und Wintersportarten voneinander separiert, was am 28. Oktober 1989 zur Abspaltung vom SC Einheit Dresden und Gründung des Eissportclubs Dresden führte. Nicht neu eingetretene Beitrittskandidaten waren Bogenschießen, Kegeln, Schach, Tischtennis und Triathlon. Günter Mauckisch als letzter Clubvorsitzender des SC Einheit Dresden wurde durch die Umbenennung automatisch auch erster Vorstandsvorsitzender des DSC 1898.

Die FSV Lokomotive Dresden trat mit all ihren 21 Fußballmannschaften am 7. Juni 1990 dem DSC als neue Abteilung Fußball bei. Lothar Müller, treibende Kraft der DSC-Neugründung, wurde erster Fußball-Abteilungsleiter. Am gleichen Tag erhielt der Dresdner SC 1898 mit der Eintragung in das Vereinsregister das Kürzel e. V. Im Herbst 1991 sollten dann noch die Fußballerinnen des SV TuR Dresden (bis 8. Mai 1990 BSG Motor TuR Dresden-Übigau, danach bis 1991 SV Motor TuR Dresden-Übigau) zum DSC wechseln. Diese Frauenmannschaft ging auf die im Frühjahr 1968 im Sportpark Ostragehege gegründete BSG Empor Dresden-Mitte zurück, welche die erste verbandsseitig anerkannte Frauenfußballmannschaft Gesamt-Deutschlands war.

"Sport-Dresden erlebte Wiedergeburt des DSC" war auf der Titelseite der Sächsischen Zeitung vom 11. Juni 1990 zu lesen. Die Neugründung des Dresdner SC wurde am Wochenende des 9. und 10. Juni 1990 groß gefeiert. Im Heinz-Steyer-Stadion und im gesamten Sportpark Ostragehege war an beiden Tagen jeweils zwischen 9 und 18 Uhr einiges geboten. "Auf ins Ostragehege, dort ist was los!" titelte die SZ. So etwa das 1. DSC-Nachwuchs-Leichtathletik-Sportfest mit 700 aktiven Sportlern (heutiges DSC-Jugendmeeting Leichtathletik), Rhönrad- und Karate-Vorführungen, Talkrunden der Dresdner Sportprominenz, Demonstrationskämpfe in der DSC-Fechthalle, eine Turnparade, Fitnesskurse der Gewichtheber, Trampolinspringen und Rollschuhlauf-Wettbewerbe. Es herrschte ein buntes Markttreiben. Mit dem Erwerb eines Programms war man außerdem an einer Tombola beteiligt. Hauptpreis war ein bereits angesparter Bausparvertrag bei der Raiffeisenbank.

Die DSC-Fußball-Premiere nach 40 Jahren war der F-Jugend vorbehalten. Am Samstag, den 9. Juni 1990 fand an der Pieschener Allee 21 von 9 bis 14 Uhr das erste DSC-Miniturnier statt. Turniersieger wurde die BSG LTA Dresden vor dem Chemnitzer FC, dem 1. FC Dynamo Dresden, Hertha BSC und der BSG Fortschritt Bischofswerda. Sechster und somit Letzter in diesem starken Teilnehmerfeld wurden die DSC-Jüngsten. Am Sonntag, den 10. Juni 1990 fand im Ostragehege dann noch einmal das seit 1972 ausgetragene traditionsreiche Knabenturnier um die Silberne Lok mit zwölf teilnehmenden Mannschaften statt. Das Finale gewann die SG Dynamo Heide Dresden (heute SC Borea Dresden) gegen den FC Grün-Weiß Leipzig (ehemals BSG Chemie Leipzig) mit 3:1. Die Partie um den 3. Platz gewann der 1. FC Dynamo Dresden mit 5:0 gegen den Gastgeber DSC. Auch im Spiel um den 5. Platz setzte sich mit der BSG Empor Tabak Dresden ein Lokalvertreter durch, welcher die BSG Stahl Riesa mit 2:0 schlug. Am Sonntag trat um 13:15 Uhr zudem die Prominenten-Auswahl "Kunst-Kultur-Sport" (u. a. mit Fußball-Legende Hans-Jürgen Kreische, Schlagersänger Frank Schöbel, TV-Moderator Hans-Joachim Wolfram und Gewichtheber-Legende Peter Wenzel) unter Leitung des Schiedsrichters Edgar Külow (bekannter Schauspieler in der DDR) gegen eine Dresdner Sportjournalisten-Auswahl an und gewann mit 2:0. Die Treffer markierten DSC-Schwimm-Legende Dirk Richter und der ehemalige Fußball-Torwart Bernd Jakubowski. Anschließend absolvierte die 1. Männermannschaft um 15 Uhr ihr erstes Fußballspiel. Es wurde ebenfalls im Heinz-Steyer-Stadion gegen eine Stadtauswahl aus Wiesbaden-Biebrich mit 4:0 gewonnen.

Fahnenweihe des Dresdner SC 1898 am 10. Juni 1990 im Heinz-Steyer-Stadion

Höhepunkt der zweitägigen Veranstaltung war trotz einiger Regenschauer am Sonntag im Heinz-Steyer-Stadion das offizielle Gründungszeremoniell mit der Weihe einer neuen DSC-Vereinsfahne, durchgeführt vor dem Hauptspiel um 15 Uhr. Zu den Klängen von Ludwig van Beethovens "Ode an die Freude" zogen junge DSC-Sportler das Banner am Fahnenmast empor. Grußworte sandte der zu diesem Zeitpunkt bereits erkrankte Ex-Bundestrainer Helmut Schön: "Ich bin mit ganzem Herzen an diesen Ehrentagen bei Ihnen. Ich wünsche dem Verein in alter Verbundenheit für die sportliche Zukunft alles Gute und viel Glück." Die Friedrichstädter Fußball-Legende sollte an diesem Wochenende Ehrenpräsident des neuen DSC werden, doch Helmut Schön konnte aus gesundheitlichen Gründen an einer persönlichen Verleihung dieser in Dresden nicht teilnehmen. Unangekündigt und still, fast heimlich, besuchte er mit seiner Frau Annelies Schön Dresden und das Heinz-Steyer-Stadion 1991 ein letztes Mal. Der Lange brachte seine Sympathie für die DSC-Neugründung bereits in einem Interview für die Sächsische Zeitung am 29. Mai 1990 zum Ausdruck: "Ich hänge sehr an Dresden und habe seit Öffnung der Mauer noch öfter Heimweh. 1982 war ich zum letzten Mal da. Wenn es klappt, komme ich im September nach Dresden, um mich einer Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie zu unterziehen. Und dann werde ich auch den DSC besuchen. Dieser Club war bis zu seiner Auflösung 1945 – die ich damals überhaupt nicht verstand – mein Leben. Ich freue mich deshalb, dass man sich auf solche Traditionen besinnt."

"Wird der DSC ein sportliches Wunderkind?" Dies fragte die Sächsische Zeitung bereits am 6. April 1990 auf ihrer Titelseite, also bereits 13 Tage vor der geplanten offiziellen Umbenennung, die auf einer Pressekonferenz Anfang April 1990 bekanntgegeben wurde. Kritisch wurde die ungeklärte Finanzierung des neuen Großvereins hinterfragt. Der lächerliche Mitgliedsbeitrag von monatlich 1,30 Mark der DDR sollte schnellstmöglich auf 10 DDR-Mark angehoben werden. Eine wichtige Rolle spielte auch der württembergische Unternehmensberater Wilfried Wernet aus Albstadt, der mit einem Beratervertrag beim künftigen DSC ausgestattet war. Der umtriebige Schwabe verschrieb sich dem Dresdner Sport, weil seine Ehefrau eine gebürtige Dresdnerin war. "Ich möchte mit meinen Möglichkeiten etwas für die Menschen in dieser Stadt tun. Und dafür, dass man sich hier wohlfühlt, spielt der Sport keine unwesentliche Rolle", umriss der spätere Gründer der DSC-Sportmarketing GmbH sein Konzept. Diese umstrittene Vermarktungsgesellschaft sicherte sich für gleich zehn Jahre die Werberechte des neuen DSC. Der Knebelvertrag konnte schließlich erst Ende 1991 aufgehoben werden. Kurz zuvor wurde mit Günther Rettich am 1. Dezember 1991 ein weiterer Schwabe aus Albstadt erster von den Vereinsmitgliedern frei gewählter DSC-Präsident nach der Wende.

DSC-Patenverein SV Stuttgarter Kickers

Durch die Vermittlung von Wilfried Wernet nahm die LG Stuttgart am 1. DSC-Nachwuchs-Leichtathletik-Sportfest teil, dessen Staffelläufe um den "Ehrenpreis der Stuttgarter Zeitung" ausgetragen wurden. Auch die Fußballer des Zweitbundesligisten SV Stuttgarter Kickers standen Pate. Kickers-Präsident Axel Dünnwald-Metzler sagte: "Es war für uns, die Stuttgarter Kickers, eine große Freude und Ehre, als wir gebeten wurden, bei der Wiedergründung des traditionsreichen Dresdner Sport-Clubs die Patenschaft zu übernehmen, zumal unsere beiden Vereine annähernd zur selben Zeit gegründet wurden. Freuen wir uns darüber, dass die gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR ermöglichen, dass der DSC eine Wiedergründung erfahren darf." Aus der Patenschaft, so der Kickers-Chef, solle eine echte Partnerschaft entstehen, "mit vielen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern unserer beiden Vereine".

Bliebe noch das bereits erwähnte erste Fußballspiel der 1. Männermannschaft des neuen DSC gegen die Stadtauswahl Wiesbaden-Biebrich. Als mögliche Spielgegner waren anfangs der SV Stuttgarter Kickers, der VfB Stuttgart 1893 und der FC Sankt Pauli 1910 im Gespräch, später der VfL Bochum 1848. Zuletzt stand der FK Žalgiris Vilnius zur Diskussion, da sich die litauische Mannschaft zu diesem Zeitpunkt in der DDR aufhielt. "Der Fußball-Verband riet uns von diesem Treffen ab", meinte jedoch gerade mal zwei Tage vor der geplanten Begegnung Achim Richter von der DSC-Leitung. "Die Begründung aus Berlin war, dass die FIFA mit Sanktionen reagieren könnte", so der Funktionär. Wegen der Unabhängigkeitserklärung Litauens hatte der sowjetische Fußballverband die FIFA angerufen, alle Nationalverbände aufzufordern, sportliche Kontakte mit den Litauern zu untersagen. Dies nahm der DSC ohne Protest hin, denn die einen Tag später beginnende Gründungsshow im Ostragehege sollte nicht durch einen internationalen Zwischenfall belastet werden. Nach einer hektischen Telefonaktion mit Unterstützung der Sächsischen Zeitung stand aber noch am gleichen Tag fest, dass eine Auswahl der beiden Wiesbadener Vereine Biebricher FV 1902 und FC Biebrich 76 der Kontrahent sein wird. Diese war mit einigen Junioren-Nationalspielern bestückt. Beide Clubs starteten in der abgelaufenen Saison 1989/1990 in der viertklassigen Landesliga Hessen-Mitte.

Für die DSC-Fußballer ging es nach dieser historischen Partie erst nach der Sommerpause ab 1. August 1990 mit einigen Testspielen weiter. Das erste Punktspiel in der viertklassigen Bezirksliga Dresden fand am Samstag, den 18. August 1990 um 15 Uhr bei den Amateuren des SV Stahl Riesa statt und wurde mit 4:0 gewonnen. Heimspielauftakt war am Samstag, den 25. August 1990 um 15 Uhr gegen den SV Praktica Dresden (zuvor BSG Pentacon Dresden, heute FV Dresden 06 Laubegast). Das Dresdner Stadtderby endete mit einem 3:1-Sieg der Schwarz-Roten, die sich in ihrer Premierensaison später die Bezirksmeisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga Sachsen sichern sollten.

Nach seinem furiosen Neustart erlebte der DSC die Nachwendezeit als spannende Ära mit Höhen und Tiefen. Doch auch der neue DSC wuchs wie schon der alte DSC Jahrzehnte zuvor dank des tollen Engagements seiner Vereinsmitglieder aus eigener Kraft. 30 Jahre nach der Neugründung hatte der DSC zum 1. Januar 2020 4.316 Vereinsmitglieder, so viele wie nie zuvor. Gemessen an der Anzahl der Mitglieder war der DSC nun der sechstgrößte Sportverein in Sachsen. Werden nur sportlich aktive Mitglieder berücksichtigt, war der DSC außerdem der größte Sportverein in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden.